klanggestaltung per magnetfeld – ohne elektronik
wie geht das?
Magnetic Sound Expander (MSE)
- bietet spontane Soundgestaltung ganz nach Bedarf – ohne Elektronik
- wird betätigt mit einer Bedieneinheit an der Gitarre
- ermöglicht dosierte Dämpfung von Höhenanteilen, ohne Obertöne auszulöschen
- lässt sich gut dosieren und ist so einfach bedienbar wie ein Poti
- Einstellung ist gut sichtbar / ablesbar
Die Pickups verfügen über eine Blende, mit der sie ganz oder teilweise abgedeckt werden können – oder auch nicht.
Der MSE ist ein Tiefpass zweiter Ordnung, d.h. Höhen werden nicht ab einer bestimmten Frequenz ausgelöscht, sondern frequenzabhängig bedämpft, mit einstellbarer Intensität.
Die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, sind vielfältig:
- Overdrive kann dosiert zurückgenommen oder spontan entfesselt werden, am besten im Crunch-Bereich
- Zu schrille Sounds, z.B. gesplittete Humbucker in der Stegposition oder Pickups mit hohem Output können dosiert „gezähmt“ werden
- Der Grundsound bleibt unverändert, man kann auch ohne MSE spielen, ohne etwas demontieren zu müssen (dafür einfach alle Drehknöpfe ganz nach rechts drehen)
Der Magnetic Sound Expander ist ein eingetragenes Patent (DPMA)
20 fragen zum mse – das interview auf deutsch
- Welches spezifische Problem mit bestehenden Gitarren-Klangreglern hat Sie dazu inspiriert, den Magnetic Sound Expander zu entwickeln?
Die bisher übliche passive Klangregelung kann nur reduzieren und beschneiden. Hier wird mit elektronischen Bauteilen gearbeitet, die das bereits entstandene Signal nachbearbeiten – mit unvermeidlichem Qualitätsverlust. Ich wollte Tonabnehmer mit variabler Charakteristik, die es ermöglichen den Frequenzgang während des Spielens zu verändern – von creamy über mainstream bis hin zu härteren Klängen. Die Magnetfelder, die die Saitenschwingungen zu den Tonabnehmern übertragen, werden ohne elektronische Bauteile beeinflusst.
- Können Sie in einfachen Worten erklären, wie die Magnetfeldmanipulation den Frequenzgang der Gitarre beeinflusst?
Wenn der Magnetic Sound Expander (MSE) aktiviert wird, werden alle Frequenzen bedämpft, aber unterschiedlich stark: je höher die Frequenz, desto stärker wird diese reduziert, aber nie vollständig ausgelöscht. Der Frequenzgang verschiebt sein peak nach links und der Output reduziert sich etwas, das heißt der Sound wird weicher und minimal leiser. Alle Frequenzen des Obertonspektrums bleiben erhalten, sodass die Gitarre immer natürlich und lebendig klingt, auch bei voller Dämpfung durch den MSE. Wie intensiv sich der MSE auswirkt, ist stufenlos einstellbar.
- Warum haben Sie sich auf die Tiefpassfilterung zweiter Ordnung konzentriert und nicht auf andere Ansätze zur Klangformung?
Zunächst hatte ich vor, Sound durch Beeinflussung von Magnetfeldern zu formen, ohne Einsatz von Elektronik. Es gab mehrere Ansätze dazu; was nach der Prüfung und Erteilung des Patentes als Hauptanspruch übrigblieb, war der Tiefpass zweiter Ordnung. Versuche haben gezeigt, dass dies die praktikabelste Lösung ist. (Danke an das DPMA für den ersten Widerspruch – das hat die Idee zu einer Erfindung gemacht.)
- Was waren die größten technischen Herausforderungen bei der Entwicklung einer rein magnetischen Lösung ohne Elektronik?
Die praktische Umsetzung. Mechanik will konstruiert werden, der Platz für die Anbringung zusätzlicher Teile ist knapp, es soll möglichst wenig Geräusche verursachen, soll gut erreichbar aber beim Spielen nicht im Weg sein und am besten noch gut aussehen.
- Wie unterscheidet sich das Zusammenspiel des MSE mit verschiedenen Tonabnehmertypen (Singlecoil, Humbucker)?
Im Prinzip gar nicht. Die Auswirkung des MSE funktioniert immer gleich, aber die Intensität lässt sich durch Variieren der Materialstärke bestimmter Teile vordisponieren. Wie stark der MSE sich auf den jeweiligen Pickup auswirkt, hat auch mit den verwendeten Magneten zu tun. Bei Alnico 2 ist der Effekt am stärksten und man braucht nicht viel, während Alnico 5 oder Strontiumferrit (Keramikmagnete) entsprechend dickere MSE-Teile erfordern.
- Wie haben Ihre Erfahrungen aus den Magnetismus-Projekten der Wuppertaler Firma die Entwicklung des MSE beeinflusst?
Die jahrelange Beschäftigung mit dem Verhalten magnetischer Wechselfelder und die Auseinandersetzung mit E-Gitarren haben mich auf die MSE-Idee gebracht. Bei der praktischen Umsetzung kam mir viel Übung beim Troubleshooting und im Umgang mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen zugute. Deshalb bin ich für über 16 Jahre bei der Firma Karl Deutsch sehr dankbar.
- Welche Rolle spielte Ihr Hintergrund als Elektromaschinenbauer und Gitarrist bei der Konzeption des MSE?
Mein Beruf (ab dem 17. Lebensjahr) stellt das Wissen über Magnetfelder zur Verfügung. Die Leidenschaft für Gitarren (ab dem 10. Lebensjahr) und meine Neugier gegenüber physikalischen Vorgängen (ab dem 1. Lebensjahr) haben auch ihren Teil dazu beigetragen.
- Kannst du uns den typischen Installationsprozess des MSE an einer Gitarre erläutern?
Die eine Möglichkeit: man baut an eine vorhandene Gitarre zusätzliche Teile an, z.B. kann die Bedieneinheit mit dem Tailpiece zusammen angeschraubt werden und Führungseinheiten mit den Pickuprahmen.
Die andere Möglichkeit: man baut eine Gitarre, in deren Korpus die Technik integriert ist.
- Was hat Sie dazu bewogen, Patentschutz in Deutschland, Südkorea, den USA und Europa zu beantragen?
Ich hatte bei der ersten Idee eine klare Vorstellung von der Änderung des Sounds und der Dynamik, die sich damit beim Musizieren ermöglichen lässt. Da der MSE an einer Stelle in die Signalkette eingreift, die bisher unberührt geblieben ist, habe ich die Idee für patentwürdig gehalten – Magnetfelder variabel gestalten zu können eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Die Auswahl der Länder ist nach strategischen Überlegungen in Verbindung mit den finanziellen Möglichkeiten erfolgt. Ich hoffe, dass es viele Lizenznehmer für das Patent geben wird und der MSE sich weit verbreitet.
- Können Sie einen bestimmten Moment während der Entwicklung beschreiben, in dem Sie wussten, dass Sie etwas Besonderes haben?
Ursprünglich wollte ich nur eine E-Gitarre für mich bauen und habe mich erstmal informiert, gegoogelt, nachgedacht… Nachdem ich im Internet einen ziemlich polemischen Text, verfasst von einem Elektrotechniker, über E-Gitarren gelesen hatte war ich im Garten (Zigarettenpause) und dachte an einen einzigen Satz in diesem Artikel, in dem es um den Magnetischen Fluss und dessen Einfluss auf das Gitarrensignal ging. Da kam dann die Idee, diesen Einflussfaktor variabel zu gestalten – und vor meinem inneren Auge und Ohr lief ein MSE-Film ab, den ich einfach in die Realität umsetzen musste.
- Wie passt der MSE Ihrer Meinung nach in den aktuellen Trend zur analogen bzw. digitalen Klangformung bei Gitarren?
Genauso gut wie in traditionelle Klangformung. MSE lässt sich mit allen alten und neuen Verstärkerbauarten und auch mit allen Effektgeräten anwenden. Eine Gitarre mit schnell auswechselbaren Tonabnehmern funktioniert schließlich auch mit allen denkbaren Setups. MSE bietet Tonabnehmer mit variablem Frequenzgang, das Setup bleibt jedem selbst überlassen.
- Welches Testverfahren wenden Sie an, um eine gleichbleibende Leistung der verschiedenen MSE-Einheiten zu gewährleisten?
Die Leistung ist konstruktionsbedingt konstant. Man kann die Leistung voreinstellen, indem man verschiedene Materialstärken bei den im MSE wirksamen Kupferblechen ausprobiert, um die Leistung des MSE an den verwendeten Tonabnehmer anzupassen.
- Wie reagieren professionelle Gitarristen auf den MSE im Vergleich zu traditionellen Klangreglern?
Der einzige Berufsgitarrist, der MSE bisher getestet hat, nahm die zusätzliche Möglichkeit wahr und war begeistert. Im Studio sei es auf jeden Fall brauchbar, live ließe es sich nicht pauschal sagen, weil die Bedingungen sehr unterschiedlich seien.
Das Feedback auf dem Guitar Summit 2024 in Mannheim war fast nur positiv und es waren sehr viele Besucher da. Ob Profigitarristen dabei waren, kann ich nicht sagen. Prominente Musiker waren nicht bei uns am Stand. Stattdessen kamen Gitarrenlehrer, Händler, Gitarrenbauer, Tonabnehmerhersteller und jede Menge Hobbygitarristen.
- Wie sieht Ihre Vision für die Erweiterung der MSE-Technologie über ihre derzeitige Anwendung hinaus aus?
Es ist eine Fernbedienung mit Pedal geplant, damit man keine Hand für die Betätigung mehr braucht. Hier sind sowohl eine Seilzugmechanik als auch eine Funk- oder Infrarotfernbedienung machbar.
- Hat der Übergang von der Arbeit mit Magnetismus in der Industrie zur Gitarrenwelt irgendwelche besonderen Herausforderungen mit sich gebracht?
Ja, die größte Herausforderung ist es, allein zu arbeiten. Das hat seine zwei Seiten. Einerseits kann man frei entscheiden, andererseits hilft einem auch niemand dabei. Hinzu kommt die Beschäftigung mit kaufmännischen und juristischen Themen, die für mich neu sind.
- Wie hat die Gitarrengemeinde in Ennepetal und NRW Ihre Innovation unterstützt?
Bisher bin ich noch nicht auf die Leute in der Region zugegangen. Geplant ist, Anfang 2025 mehr an die Öffentlichkeit zu gehen.
- Welche Vorteile bietet die MSE für Tontechniker und Produzenten?
Offen gestanden: keinen unmittelbaren. Allenfalls die Arbeit mit besser gelaunten Gitarristen…
- Entwickeln Sie Varianten der MSE für verschiedene Arten von elektrischen Instrumenten?
Noch habe ich nicht mit der Konstruktion begonnen, aber die Planung läuft. Es geht als nächstes um Streichinstrumente. Dazu habe ich bereits zu Sarah C. Meyer, einer Wuppertaler Geigenbauerin, Kontakt aufgenommen. Anfang 2025 beginnt die Konstruktionsarbeit. Sobald wir Prototypen fertig haben, wird das auf www.jordan-guitar.com und auf www.luthiera.de kommuniziert. Es soll eine neue Bauart E-Geige -Bratsche -Cello und auch ein Anbausatz für akustische Streichinstrumente entwickelt werden. Das Prinzip MSE funktioniert mit allen Magnettonabnehmern für Saiteninstrumente.
- Wie schaffen Sie es, den natürlichen Klang einer Gitarre zu erhalten und gleichzeitig die Filterfunktionen des MSE zu nutzen?
Der MSE ist kein Filter! Es gibt keine Frequenz, die der MSE komplett auslöscht. Alle Obertöne bleiben erhalten, es ändert sich nur die Betonung.
- Welchen Rat würden Sie anderen Innovatoren im Bereich der Gitarrenhardware auf der Grundlage Ihrer Patenterfahrung geben?
Offen sein für neues, überall Ideen sammeln, alles auswerten, auch die Spinnereien! Und dann experimentieren, wo es nur geht!